Stockfoto Übelkeit
VR-Übelkeit ist leider ein verbreitetes Phänomen (Foto: Elnur - stock.adobe.com)

Ob PlayStation VR, Oculus Rift oder HTC Vive: Manche frischgebackene Headset-Besitzer werden beim ersten Ausprobieren feststellen: Verdammt, mir wird schlecht! Das ist kein Grund, das nagelneue Headset gleich auf eBay zu stellen. Worin die Gründe für VR-Übelkeit liegen, was man dagegen tun kann – und was man keinesfalls tun sollte.

Eines gleich vorweg: VR-Übelkeit ist ein individuelles Phänomen. Völlig immun ist niemand. Aber die Toleranzschwelle ist von Gamer zu Gamer unterschiedlich. Ein paar allgemeingültige Ratschläge gibt es dennoch. Aber werfen wir zuerst einen Blick auf die Ursachen des Phänomens.

Wie entsteht VR-Übelkeit?

Vielleicht wisst ihr, wie Seekrankheit entsteht. Es ist die Reaktion des Körpers auf widersprüchliche Sinneswahrnehmungen. Nehmen wir an, ihr sitzt bei unruhigem Seegang in der Kajüte eines Segelbootes und starrt die Wand an. Der Gleichgewichtssinn meldet Bewegung, der Sehsinn nicht. Daraufhin wird euch schlecht und kurze Zeit später stürmt ihr an Deck um die Fische zu füttern…

VR-Übelkeit funktioniert im Grunde genauso, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Wenn ihr in VR in einem Ego-Shooter einen Gang entlanglauft, meldet der Sehsinn Bewegung. Der Gleichgewichtssinn aber meldet Stillstand, weil ihr nun mal physisch in eurem Stuhl sitzt.

So vermeidet ihr VR-Übelkeit

Aus dieser Ursachenforschung können wir eine wichtige Erkenntnis ableiten: Am unproblematischsten sind VR-Games, bei denen es keine Diskrepanz zwischen gezeigter und gefühlter Bewegung gibt. Ein Wave-Shooter, bei dem ihr an der Stelle stehend auf einstürmende Gegner ballert, sollte safe sein. Dagegen ist ein Ego-Shooter, bei dem ihr euch mittels Stick durch die Levels bewegt, per Design problematisch. Das ist auch der Grund, warum viele Games auf Teleportieren statt freie Bewegung setzen. Abrupte Positionswechsel stecken die meisten problemlos weg.

Was meiner Erfahrung nach auch gut funktioniert, sind Spiele mit Cockpit-Perspektiven. Zum Beispiel Flug- oder Weltraumsimulationen. Der Schmäh ist, dass euer Gehirn hier das Cockpit als Bezugspunkt hat und ihr sowohl im Spiel als auch in der Realität sitzt – ein normalerweise gutes Rezept gegen VR-Übelkeit.

Am besten langsam angehen

Mein Tipp: Startet anfangs mit unproblematischen Experiences und steigert euch langsam. Fangt halt nicht unbedingt mit einer Achterbahn-Simulation an, die Dinger sind Kotz-Garant auch für erfahrene VR-User… In den Online-Stores geben die Hersteller immer an, wie intensiv die jeweilige VR-Erfahrung ist. Daran kann man sich gut orientieren.

VR Cover

Nach bald drei Jahren VR im Massenmarkt haben die Programmierer außerdem Erfahrung gesammelt in Hinblick auf problematische und unproblematische Fortbewegungsmethoden in Spielen. Wenn ein Game verschiedene Optionen anbietet, wählt zum Drehen das sogenannte „Snap Turning“. Dabei dreht sich eure Figur ruckartig zum Beispiel um 45 Grad. Das steckt man leichter weg als das klassische „Smooth Turning“. Auch Teleportieren von Punkt zu Punkt funktioniert besser als freie Bewegung in den Levels. Schaut einfach in den Einstellungen, welche Optionen das jeweilige Spiel anbietet.

Bloß nichts erzwingen wollen!

Die gute Nachricht: Je mehr Zeit ihr in VR verbringt, desto wildere Bewegungen vertragt ihr – das war zumindest meine persönliche Erfahrung. Spiele, bei denen ich am Anfang schnell ein flaues Gefühl im Magen bekam, machen mir heute nichts mehr aus. Eines ist in diesem Zusammenhang aber wichtig: Bloß nichts erzwingen wollen!

Wie wir schon in unseren 10 Tipps für Oculus-Rift-Besitzer geschrieben haben haben: Wenn ihr merkt, dass euch schlecht wird, hört auf zu spielen! Legt eine Pause ein und/oder wechselt auf ein Spiel, das ihr besser vertragt. Es bringt nichts, sich trotz Übelkeit durchzubeißen. Damit härtet ihr euch nicht ab sondern erreicht womöglich das Gegenteil. Im dümmsten Fall trainiert ihr eurem Körper nämlich nur an, dass euch schon beim Aufsetzen der Brille übel wird.

Ob Medikamente gegen Seekrankheit auch gegen VR-Übelkeit helfen? Ganz ehrlich: keine Ahnung. Einen Versuch ist es wahrscheinlich wert.

Nach 16 Jahren E-MEDIA bloggt Manfred Huber jetzt über die Technik-Themen, die ihm am meisten Spaß machen – und das ist momentan alles rund um Virtual Reality.