Die Entwickler von Toast Interactive kennt man bisher ausschließlich von ihrer App Richie’s Plank Experience. Diesen Balanceakt über eine atemberaubend hoch oben installierte Planke kann man leidlich als Spiel bezeichnen, so dass es überrascht, dass der aktuelle Titel des Studios ein waschechtes VR Jump-and-Run im Stil von Lucky’s Tale, Ven VR Adventure oder dem vielgepriesenen Astro Bot Rescue Mission ist. Wir haben die Quest-Fassung im Test.

Wie es der Zufall so will, ist auch hier die titelgebende Heldin Max, die aus unerfindlichen Gründen „Mustard“ – also Senf – genannt wird, auf einer Rettungsmission unterwegs. Denn im Intro des Spiels, das erst einmal ohne erklärende Worte auskommt, sehen wir, wie ein fieser Cyber-Oktopus eine kleine Herde knuffiger Wesen einsaugt und diese entführt. Als das Biest auf uns losgehen will, eilt uns Max in ihrem fliegenden VW-Bus zur Hilfe und rammt das Monster beiseite. Nun nennt uns Max ihren „Navigator“ und in der Weltenkarte in ihrem Bus steuern wir nach und nach die verschiedenen Level, den Item-Shop und einige Bonus-Herausforderungen an. Natürlich braucht ein Jump-and-Run nicht unbedingt eine fesselnde Story, dennoch ist der Erzählstil von Max Mustard recht eigenwillig. Zwischen den Levels erhalten wir Briefe, von denen die meisten vom Sohn des bösartigen Erfinders kommen, der anscheinend den Riesen-Oktopus und andere Endbosse der vier einzelnen Welten konstruiert hat. Die offenbar maschinell hergestellte Übersetzung lässt auch einiges zu wünschen übrig, so dass sicherlich die eine oder andere Information auf der Strecke bleibt – doch wie gesagt, sollte das dem eigentlichen Hüpfvergnügen keinen Abbruch tun.

Screenshot Mux Mustard
Unterwegs in der bunten Plattformwelt von Max Mustard

Wir starten also ins erste Level und werden von einer wirklich hübsch gestalteten Grafik begrüßt, die auf der Quest 3 nach einem Auflösungs-Update richtig gut aussieht. Auf der Quest 2 flimmert es dagegen gehörig, was durchaus den Fähigkeiten der Plattform angemessen ist, doch verwöhnten PC- oder PSVR2-Fans störend auffallen dürfte. Da diese beiden Systeme demnächst auch mit Portierungen beglückt werden sollten, lohnt es sich in dieser Hinsicht, darauf zu warten, wenn man die Möglichkeit hat.

In Max Mustard ist alles drin, was das Genre hergibt


Doch bei uns hopst Max nun unter unserer Joystick-geleiteten Führung schön griffig durch die kompakt gestalteten Levels. Es erwarten uns natürlich sämtliche Genre-Konventionen: Feinde, die wir durchspringen oder eine Wirbelattacke ausschalten, goldene Münzen, die wir einsammeln, und zerbrechbare Kisten, die weitere dieser Münzen enthalten. Und natürlich alle Formen beweglicher Plattformen, die uns das Bildschirmleben schwer machen wollen. Dabei bleibt es eigentlich jederzeit gut machbar, den nächsten Checkpoint zu erreichen, da kniffligere Passagen meist an das Erreichen der drei in Käfigen gehaltenen Knuddelwesen gekoppelt sind, die wir in jedem Level befreien sollen. Auch Münzen und deren höherwertige Varianten werden gerne an etwas gefährlicheren Orten platziert, doch gibt es im Spiel deutlich mehr Münzen als sinnvolle Verbesserungen, die man im Shop damit kaufen kann, so dass man diese Risiken schon bald gekonnt zu ignorieren lernt.

Natürlich sorgen auch Bosskämpfe für Abwechslung


Stattdessen bahnen wir uns unseren Weg durch die Levels und sind in der ersten Welt noch begeistert von kleinen Goodies, wie besonders lang haltenden Jet-Stiefeln für Max, oder die Möglichkeit, unsere (im Spiel in einem Famicom-artigen Stil dargestellten) Controller in eine Pömpel-Kanone oder einen Supersauger zu verwandeln. Dadurch können wir auf eine zweite Art und Weise ins Spielgeschehen eingreifen, während wir trotzdem weiterhin Max mit dem Joystick bewegen. Auch das ist natürlich eine Idee, die man sich von Astro Bot „entliehen“ hat, was unweigerlich zu einem Vergleich mit diesem absoluten Highlight der VR-Spielegeschichte führt … den Max Mustard aber leider ganz eindeutig verliert.

In der ersten Welt ist die Begeisterung wie gesagt noch groß, da einiges an Abwechslung und Überraschungen geboten wird. Auch der klassische Bosskampf an ihrem Ende gefällt.  Der einzige Punkt, der direkt Ermüdungserscheinungen zeigt, ist die Musik. Diese ist zwar ebenfalls nicht schlecht und orientiert sich an dem fröhlichen Stil, der schon viele Jump-and-Run-Klassiker begleitet hat, doch sind die Kompositionen in Max Mustard viel zu kurz, so dass sie sich ständig wiederholen und schon bald akustische Langeweile verbreiten.

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Nach einem Level schon fast alles gesehen?

Diese Tendenz breitet sich leider schon bald über den gesamten Rest des Spiels aus, denn wenn man die erste Welt geschafft hat, hat man (fast) alles gesehen. Normalerweise ist es ja ebenfalls eine genrespezifische Eigenschaft, dass jede Welt in einem Hüpfspiel sehr plakative Biome darstellt – Dschungel, Wüste, Eiswelt und so weiter. Bei Max Mustard gibt es hingegen eigentlich nur die Komponenten „fliegende Wald- und Wiesen-Welt“ sowie eher städtisch angehauchte Elemente, und diese Bestandteile wiederholen sich dann meist immerfort, mit ein bis zwei aufwändiger gestalteten Ausnahmen pro Welt. Fast noch eintöniger ist die Gegnerauswahl, die sehr wenig Varianz aufweist. Dazu kommen eigenwillige Designentscheidungen, wie dass die Wirbelattacke eine kurze „Verschnaufpause“ zwischen den Anwendungen braucht, und ein merkwürdiges Gesundheitssystem aus drei Herzen, die drei feindliche Treffer ermöglichen – aber bei einem Bildschirmtod nicht neu aufgeladen werden, so dass man weiterhin nach einem Treffer das zeitliche segnet, bis man irgendwo ein Bonus-Herz findet.

Hier geht’s zu Max Mustard für Meta Quest und hier zur Vorankündigung auf Steam

Überblick der Rezensionen
Das Fazit
Schon als Kind liebte Filmemacher und Autor Kalle Max Hofmann Spielezeitschriften, später wirkte er dann selbst an Publikationen wie [ple:] und GameReactor mit. Heute schreibt er immer noch gerne über Games – vor allem, wenn es um Virtual Reality geht.
vr-jump-and-run-max-mustard-im-testAuf den ersten Blick ist Max Mustard ein wirklich bezauberndes Spiel, das mit eingängiger Steuerung, fein gestalteter Grafik und eingängiger Akustik direkt Eindruck macht. Mit zunehmender Spielzeit blättert es jedoch am Lack – die eingangs erwähnte fehlende Erfahrung der Entwickler mit größer angelegten narrativen Inhalten macht sich auf Dauer bemerkbar. Der Mangel an Abwechslung machte es mir persönlich schwer, mich zum Weiterspielen zu motivieren. Dennoch ist Max Mustard ein kurzweiliger Spaß, der vor allem für Menschen mit weniger Jump-and-Run-Erfahrung wirklich gute Unterhaltung bieten sollte. Alte Hasen ziehen von der Wertung noch einmal einen halben Stern ab, doch eine gute Überbrückung bis zu einem „echten“ neuen Astro Bot ist Max Mustard auf jeden Fall.