Das wilde Treiben der seitlich scrollenden Prügelspiele aus den späten 80er Jahren erleben wir nun auch in der virtuellen Realität! Path of the Warrior gibt’s ab sofort exklusiv für Rift und Quest. Wir haben den Test.

Völlig aus dem Nichts ist ein neuer Oculus-Exklusivtitel für Rift und Quest im Store aufgetaucht. Aus der offensichtlichen Inspiration macht Path of the Warrior kein Geheimnis, denn der offizielle Trailer beginnt erst einmal 1:1 wie ein typisches Retro-Prügelspiel. Die Hauptdarstellerin verschafft sich gewaltsam Zutritt zu einer düsteren Spelunke und sieht sich einer Horde Schläger gegenüber – genau wie wir es aus zahlreichen alten Pixel-Spielen kennen. Doch dann sammelt sie eine VR-Brille ein und das Geschehen springt in die Ich-Perspektive der virtuellen Realität.

Im eigentlichen Spiel ist von Pixeln dann nichts mehr zu sehen. Akustisch begrüßt uns ein wilder Song im Power-Synth-Rock-Stil, der auch direkt aus dem Soundtrack von Top Gun stammen könnte. Zu diesen Klängen wählen wir einen Muskelstarrenden Helden oder die athletische Heldin, bestimmen die Hautfarbe und springen dann nach einem kurzen Tutorial sowie einem im Comic-Stil gehaltenen Intro ins Geschehen.

Besonders spaßig: Ihr könnt die Umgebung für „Finisher“ nutzen

Kneipenschlägerei in VR

Wir finden uns in der besagten Kneipe aus dem Trailer wieder und müssen uns nun unserer Haut erwehren. Indem wir die Grip-Taste drücken, machen wir eine Faust und teilen aus. Gerade Schläge, Schwinger und Uppercuts sind drin, dazu treten wir per Knopfdruck zu, was sich allerdings etwas gewöhnungsbedürftig anfühlt. Immerhin dürfen wir auch einen Chuck-Norris-artigen Roundhouse-Kick ausführen, indem wir beide Knöpfe gleichzeitig drücken. Der schubst die Gegner ein Stück weg, wenn sie uns zu sehr auf die Pelle rücken. Nach einigen erfolgreichen Treffern können wir benommene Gegner auch am Kragen packen und werfen, wobei wir bei korrekter Ausrichtung auch „Umgebungs-Finisher“ nutzen – So landen unsere Opponenten mit dem Kopf voran in einer Musicbox oder auch – ganz wie bei Terminator 2 – auf dem Grill.

Leuchtet über dem Kopf eines Gegners ein Schlag- oder Trittsymbol auf, können wir ebenfalls einen Finisher ausführen, der den Unglücklichen dann sofort auf die Bretter schickt. Haben wir eine vorgegebene Anzahl von Prügelknaben so verarztet, machen sich Hilfeschreie bemerkbar. Die Übeltäter haben nämlich zahlreiche unbescholtene Bürger entführt, die wir mit Schlägen aus ihrem Gefängnis befreien müssen. Jedes der Opfer ist zudem akut durch eine Bombe bedroht, die wir flott entschärfen – natürlich ebenfalls mit Schlägen.

Path of the Warrior nimmt sich selber nicht ernst

Dies gibt schon einen Einblick in den Humor von Path of the Warrior, der immer wieder durchblitzt. Klar, bei dem Game handelt es sich in gewissem Sinne sowieso um eine Parodie, doch genau diese Gags sind es, die unser Interesse aufrechterhalten, wenn das Gameplay sich zu viel Gleichförmigkeit hingibt. Die Kämpfe erfordern nämlich kaum Varianz und auch das Trefferfeedback ist eigentlich jedes Mal identisch. Das passt in gewissen Sinne zum sehr cleanen und irgendwie unschuldig wirkenden Comic-Look des Spiels, der absolut nicht die Brachialität von Titeln wie Blade & Sorcery vermittelt – selbst der für VR-Verhältnisse uralte Kneipenschläger-Spaß Drunk’n Bar Fight wirkt deutlich realistischer.

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Das Salz in der Suppe sind bei Path of the Warrior stattdessen die Bosskämpfe, die deutlich mehr eigene Ideen bieten, als nur bei Pixel-Klassikern wie Streets of Rage, Double Dragon oder Final Fight zu klauen. Außerdem liefern besiegte Bosse uns neue Special Moves, die wir über unsere Armbanduhr auswählen und durch ein Zusammenschlagen unserer Fäuste aktivieren können. So prügeln wir uns von einem Level in das Nächste, wobei wir im Spielverlauf sechs unterschiedliche Lokalitäten abgrasen. Als nette Eigenart können wir nach dem Abdanken eines Endbosses sogar noch ein paar Minispiele in der „befriedeten“ Umgebung genießen, die dann allerlei Extras im Hauptmenü freischalten, wie Konzept-Artworks oder Gegnermodelle. Die einzelnen Abschnitte sind nach dem Freispielen auch jederzeit anwählbar, was dem Spiel noch etwas mehr Wiederspielwert gibt. Denn nach drei bis fünf Stunden ist man trotz der kniffligen Bossfights durch.

Path of the Warrior findet ihr im Oculus Store für Rift und für Oculus Quest

Überblick der Rezensionen
Das Fazit
Schon als Kind liebte Filmemacher und Autor Kalle Max Hofmann Spielezeitschriften, später wirkte er dann selbst an Publikationen wie [ple:] und GameReactor mit. Heute schreibt er immer noch gerne über Games – vor allem, wenn es um Virtual Reality geht.
path-of-the-warrior-im-testPath of the Warrior ist eine liebevoll gemachte Hommage an die Brawler der späten 80er, was bei Fans dieses Genres – wie dem Autor dieser Zeilen – direkt für gute Laune sorgt. So ganz geht die Mischung aus Retro und VR für mich aber noch nicht auf, dafür ist das Ganze etwas zu steif und zu statisch. Klar, bei Streets of Rage und Konsorten war es noch Kult, dass es nur wenige Gegnertypen gibt, die bei jedem einzelnen Treffer auf die immer gleiche Art zusammenzucken – in der virtuellen Realität wirkt das allerdings irgendwie unbefriedigend. Trotzdem macht es Spaß, mit jedem erdenklichen Inventar auf die Bösewichte loszugehen, über den einen oder anderen gelungenen Gag zu lachen oder die Minispiele auszuprobieren. Am meisten neugierig macht aber der Menüpunkt „Multiplayer“ im Hauptmenü, der zur Zeit noch ausgegraut ist – denn auch schon damals machten diese Games mit einem Co-Op-Partner schon fast exponentiell mehr Spaß!