In „Hitchhiker: A Mystery Game“ begebt ihr euch als Anhalter durch eine Reise durch den Südwesten der USA – und in eure eigene Vergangenheit. Wir haben die etwas andere VR-Experience auf Oculus Quest 2 getestet.

Eines vorweg: „Hitchhiker: A Mystery Game“ hat zwar „Spiel“ im Titel und vermutlich wird uns der Begriff im Rahmen des Reviews gelegentlich mal durchrutschen. Aber ein klassisches Spiel ist Hitchhiker nicht. Dafür gibt es hier arg wenig Interaktionsmöglichkeiten. Passender ist der Begriff VR-Experience oder interaktive Kurzgeschichte in VR.

Drei Stunden auf dem Beifahrersitz

Wie der Titel schon verrät, seid ihr ein Anhalter und als solcher nehmt ihr auf den Beifahrersitzen verschiedener Autos Platz. Euer erster Fahrer ist ein gewisser Vern und von Beruf Rosinenfarmer. Wer hier nicht schon stutzig wird – was bitte ist ein Rosinenfarmer!? – wird spätestens in den darauffolgenden Minuten ins Grübeln kommen. Während der Fahrt passieren allerlei seltsame Dinge, die euch an eurem Verstand zweifeln lassen. Ihr unterhaltet euch mit Vern und weiteren Fahrern via Multiple-Choice-Dialoge und lernt dabei nicht nur deren Geschichte, sondern entdeckt vor allem eure eigene und was euch in diese Situation gebracht hat. Mehr wollen wir an dieser Stelle nicht verraten. Die angesprochenen Dialoge nehmen gute 90 Prozent oder mehr des Spiels (sorry) ein. Gelegentlich gibt es auch eingestreute Minigames zu lösen oder zumindest mit der Umgebung zu interagieren.

Hitchhiker gliedert sich in insgesamt fünf Abschnitte. Mit einer Ausnahme – dort ist das Setting ein typischen US-amerikanisches Diner-Restaurant – sitzt ihr immer am Beifahrersitz eines Autos und unterhaltet euch mit dem jeweiligen Fahrer. Die einzelnen Abschnitte dauern um die 30 Minuten, was eine Fahrzeit, Pardon, Gesamtspielzeit von rund zweieinhalb bis drei Stunden ergibt.

Besonders die Landschaftsgrafik istr in der Quest-2-Umsetzung arg detailarm ausgefallen
Hier zum Vergleich die PC-Fassung mit der deutlich detaillierteren Landschaftsgrafik

Für VR nur portiert und das merkt man

Hitchhiker ist auf diversen Plattformen wie Xbox One und PS4 verfügbar und in VR auf Oculus Rift und Quest. Dass das Game keine native VR-Entwicklung ist, merkt man leider. Das beginnt schon bei der Steuerung. Gelegentlich müsst ihr mit Gegenständen interagieren und die liegen in der Enge eines PKW naturgemäß in Griffweite. Intuitiv streckt ihr also eure Hand aus, um danach zu greifen. Das funktioniert aber nicht, stattdessen will das Spiel, dass Ihr Objekte per „Laserpointer“ anvisiert und auswählt. Das hätte man besser umsetzen können, nein, müssen. Auch nicht optimal: Die Antwortmöglichkeiten während der Multiple-Choice-Dialoge sind immer vorne in Fahrtrichtung eingeblendet. Wenn ihr nach links zum Fahrer schaut, liegen die Antwortoptionen rechts außerhalb eures Blickfelds.

Das zweite Manko ist die Grafik, die beim Port auf die Quest 2 deutlich gelitten hat. Die Landschaft ist detailarm, die wenigen Objekte wie Bäume und Sträucher, die während der Fahrt an euch vorbeiziehen, poppen recht spät auf. Mit den detailreichen PC-Screenshots hat das nicht mehr viel gemein (siehe auch unser Vergleichsscreenshot). Dazu kommen auch noch gelegentliche Tonprobleme: Dialogzeilen werden manchmal abrupt abgeschnitten.

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Das Fazit

So sehr wir es begrüßen, wenn Entwickler ihre Titel für VR adaptieren: Hitchhiker: A Mystery Game ist leider eher lieblos auf die Quest 2 portiert. Das ist umso mehr schade, als der Titel auf einem spannenden Konzept basiert, das für VR eigentlich wie gemacht wäre.

Hier findet ihr Hitchhiker: A Mystery Game für Quest und hier für Oculus Rift

Überblick der Rezensionen
Das Fazit
Nach 16 Jahren E-MEDIA bloggt Manfred Huber jetzt über die Technik-Themen, die ihm am meisten Spaß machen – und das ist momentan alles rund um Virtual Reality.
hitchhiker-die-interaktive-vr-kurzgeschichte-im-testDafür, dass wir es hier mit einer interaktiven Experience statt einem klassischen Game zu tun haben, gibt es von mir natürlich KEINEN Punkteabzug. Ich mag „künstlerisch Wertvolle“ Titel und interaktive Geschichten. Darüber, dass die Quest-Umsetzung eher lieblos ausgefallen ist (Stichwort Steuerung, Grafik, Ton) kann ich aber nicht hinwegsehen. Trotz dieser Mängel hat mich der Titel gepackt. Ich wollte unbedingt wissen, wie die Geschichte weitergeht. Und auch nach dem Abspann beschäftigt mich das Ende immer noch und ich bin am Grübeln, was es bedeutet – David Lynch wäre stolz auf die Macher. Wenn ihr auf interaktive Mystery-Geschichten steht und bei der Technik ein Auge zudrücken könnt: Holt euch Hitchhiker im Sale. Zum Vollpreis von knapp 20 Euro erscheint mir der Titel aber überteuert, zumal der Widerspielwert praktisch nicht vorhanden ist.