Wer schon bei den Filmen die Nerven wegwirft, kann sich auf das dazugehörige VR-Game „freuen“. Paranormal Activity: The Lost Soul ist der blanke Horror. Wir haben uns für Euch im interaktiven Grusel-Schocker für Oculus Rift, HTC Vive und PlayStation VR gefürchtet. Hier ist unser (möglichst spoilerfreier) Test.

Ich weiß nicht, welcher Teufel mich geritten hat, bei VRWERX um ein Testmuster von Paranormal Activity: The Lost Soul anzufragen. Ich bin eine schreckhafte Natur und mache um VR-Horror wenn möglich einen Bogen. Am Ende hat die Faszination des Schreckens aber gesiegt. Und was soll ich sagen: Paranormal Activity: The Lost Soul für Oculus Rift, HTC Vive und PlayStation VR ist das mit Abstand intensivste Erlebnis, das ich in VR jemals hatte und hat sich seinen Platz in unserer Liste mit den besten Spielen für Oculus Rift redlich verdient. Aber mal ganz von vorne.

Paranormal Activity: Rätseln und gruseln in VR

Das Game setzt Euch ohne auch nur irgendeine Vorgeschichte zu erzählen des nächstens in Vorgarten eines alten Hauses. Das zweistöckige Gebäude hat vielleicht 100 Jahre auf dem Buckel und steht zum Verkauf, so besagen es zumindest die „For Sale“-Schilder im Vorgarten. Es ist Eure Aufgabe herauszufinden, was es mit der Bude auf sich hat. Ein Zettel an der verschlossenen Eingangstür gibt einen ersten Hinweis. Der Makler hat seine Verkaufsbemühungen eingestellt und den Schlüssel „im üblichen Versteck“ deponiert…

Zimmer aus Paranormal Activity: The Lost Soul
Willkommen im ultimativen Horror-Haus!

Also erst einmal den Schlüssel suchen. Nein, unter der Türmatte liegt er nicht. Das Versteck ist aber ähnlich klischeebehaftet… Einmal im Haus, stellt man fest: Die meisten Räume sind versperrt, unser Aktionsradius ist also (noch) eingeschränkt. Was wir zu Beginn erkunden können: Die Eingangshalle, einen Flur, die Abstellkammer am Ende desselben und das Badezimmer.

Wenn es Euch geht wie mir, läuft Euch schon bei dieser noch relativ ereignislosen ersten Erkundungstour der kalte Schauer über den Rücken. Beim Öffnen von Türen rechne ich grundsätzlich mit dem Schlimmsten. Jedes Knarzen von Holzbalken verursacht mir Unbehagen. Die Stimmung ist so intensiv, dass ich gelegentliche Spielpausen einlegen muss. Erst recht, wenn das Spiel im späteren Verlauf so richtig aufdreht. Von vergleichsweise subitlem Spuk (rüttelnde Türen) bis zu spukhaften Erscheinungen, die einem sprichwörtlich ins Gesicht springen: Hier steckt alles an Klischees drin, was das Genre hergibt.

Einmal habe ich laut geschrien

Ja, Paranormal Activity: The Lost Soul setzt recht häufig auf die genretypischen Jump-Scares. Man dreht sich um und erschrickt sich zu Tode… Aber selbst wenn heftige Szenen mit Ansage kommen, sind sie nur schwer auszuhalten. Einmal habe ich laut geschrien und musste das Headset abnehmen. Sehr zur Erheiterung meiner besseren Hälfte, die das ein Stockwerk tiefer noch mitbekommen hat.

Screen aus Paranormal Activity: The Lost Soul
Mit Hilfe dieses Buchs trackt Ihr die bereits gefundenen Gegenstände.

Ich habe über ein Jahr Erfahrung in VR. Ich versuche mir beim Spielen bewusst zu machen, dass das jetzt nicht echt ist. Hilft alles nichts. Paranormal Activity: The Lost Soul strapaziert meine Nerven mehr als der beste Horror-Film es jemals könnte. Es ist faszinierend. Es ist zum Fürchten.

VR Cover

Kein manuelles Speichern

Technisch gibt es wenig zu meckern. Die Grafik ist stimmig, das Haus und seine Bewohner sind detailliert in Szene gesetzt. Die Soundkulisse unterstreicht die Grusel-Stimmung gekonnt. Der einzig wirkliche Kritikpunkt ist das Fehlen von manuellen Speicherpunkten. Das Game speichert an Checkpoints, teilt aber dummerweise nicht mit, wenn diese getriggert werden. Stimmt schon: Eine entsprechende Meldung würde die Atmosphäre kaputt machen. Am Ende führt das aber dazu, dass man nie weiß, wann zuletzt gespeichert wurde. Vorschlag an die Entwickler: Einfach bei jedem Verlassen des Spiels speichern, das würde doch verdammt viel Sinn machen.

Minimal zu meckern haben wir auch bei der Steuerung. Zumindest bei der von uns getesteten Fassung mit Rift und Oculus Touch gibt es zwei Problemchen. Erstens: Wenn man das standardmäßig deaktivierte Strafing (also seitliches bewegen via Stick) aktiviert, zickt die Vorwärts-Bewegung gerne mal. Und wenn man sich real duckt statt per Button-Druck, wirbelt das mitunter die Höhenkalibrierung durcheinander. Stört beides nicht, weil es Workarounds gibt (kein Strafing verwenden und nur per Tastendruck ducken), wäre aber trotzdem schön, wenn das im nächsten Patch gefixt würde.

Hier findet ihr Paranormal Activity: The Lost Soul auf Steam, hier im Oculus Store und im PlayStation Store

Überblick der Rezensionen
Das Fazit
Nach 16 Jahren E-MEDIA bloggt Manfred Huber jetzt über die Technik-Themen, die ihm am meisten Spaß machen – und das ist momentan alles rund um Virtual Reality.
paranormal-activity-the-lost-soul-im-testNüchtern betrachtet ist Paranormal Activity: The Lost Soul ein klassisches Grusel-Adventure in einem beengten Setting. Klingt wenig aufregend. VR ändert aber alles. Ich habe mich in meinem Leben noch nie so gefürchtet. Auch wenn die Entwickler etliche Schock-Momente durch billige Jump-Scares erreichen: Who cares? Das Endergebnis stimmt. Der reguläre Preis von 36,99 Euro geht in Ordnung. Auch, wenn ich mich nach dem ein oder anderen Beinahe-Herzinfarkt schon gefragt habe, ob das Spiel nicht eher mich bezahlen sollte. Paranormal Activity: The Lost Soul ist nicht für jeden. Schreckhafte Naturen werden das Spiel nicht für viel Geld angreifen. Und das verstehe ich.