Rolling Line ist eine neue Modellbahn-Simulation für HTC Vive und Oculus Rift. Beamt Euch in eine virtuelle Modellbahnanlage mit Bergen, Städten, Flüssen, und allem was dazugehört! Wir haben das neue VR-Game im Test.

Stellt euch vor, ihr seid Herr über eine riesige Modellbahnanlage, dürft nach Herzenslust Schienen verlegen, Gebäude, Bäume, Autos oder Brücken platzieren – und der ganze Spaß kostet weder ein Vermögen, noch schmeißt euch eure Frau aus der gemeinsamen Wohnung, weil ihr mit eurer Anlage die Hälfte der 60 Quadratmeter Wohnfläche belegt… Willkommen bei Rolling Line, einem Game, das nicht nur die Herzen von jungen und junggebliebenen Modellbahnfreunden höherschlagen lässt, sondern auch das Potenzial hat, Ehen zu retten.

Riesige Modellbahnanlage in VR

In Rolling Line bastelt ihr euch eure eigene virtuelle Modellbahnanlage – oder spielt einfach mit dem mitgelieferten Set. In jedem Fall versetzt euch das Game via VR-Brille direkt hinein ins Geschehen. Ihr seht eure riesige Anlage direkt vor euch, könnt Waggons auf die Schienen setzen, Züge zusammenstellen und natürlich Züge in Bewegung setzen. Dazu gibt es im Spiel virtuelle Fernbedienungen. Zielt mit der Fernbedienung einfach auf die gewünschte Lok, und schon übernehmt ihr die Kontrolle.

Rolling Line Anlage
Ein Blick auf die mitgelieferte Modellbahnanlage – in der Abenddämmerung

Bei der Grafik gilt: Es muss nicht immer Fotorealismus sein. Speziell aus nächster Nähe fällt auf, dass Landschaftselemente wie Felsen und Bäume recht polygonarm sind, und trotzdem hat das Game seinen ganz eigenen Cahrme. In VR und in Bewegung macht die Grafik obendrein, wie so oft, mehr her als auf Screenshots. Es gibt sogar einen Tages- und Nachtwechsel, ja sogar verschiedene Wettersituationen. (Wer es nicht zu prickelnd findet, wenn seine Anlage in Dunkelheit versinkt: In den Optionen lassen sich Tageszeit und Wetter auch fest einstellen.)

Per Knopfdruck auf Modellgröße schrumpfen

Der Clou schlechthin ist die Möglichkeit, sich per Knopfdruck auf Modellbahngröße zu schrumpfen und die Anlage hautnah zu erleben. Dabei wirken die Bäume, Häuser und Züge lebensgroß! Auf dieselbe Weise könnt ihr euch aufs Dach von Zügen beamen und live mitfahren. Oder ihr teleportiert euch direkt ins Führerhaus der Lok. Dort dürft ihr manuell die Kontrolle über den Zug übernehmen und nicht nur beschleunigen und bremsen, sondern auch das Signalhorn betätigen…

Rolling Line Screenshot
Ihr könnt euch jederzeit in den Führerstand eurer Modelllokomotiven beamen

Echte Modellbahnfans wollen freilich nicht nur mit den mitgelieferten Anlagen spielen, sondern selber kreativ werden. Bitte schön! Ihr könnt entweder eine bestehende Anlage adaptieren oder völlig von null beginnen und euch euere Traumanlage zusammenstellen. Mit den verschiedenen Tools könnt ihr Flächen einfärben, Bäume, Häuser & Co. platzieren und Schienen verlegen, alles in VR. Rund 200 Items stehen euch dafür zur Verfügung, vom kleinen Straßenschild bis zum riesigen Fährschiff. Die fertigen Anlagen lassen sich natürlich speichern. Der Entwickler denkt schon Wettbewerbe an, bei denen ihr eure Kreationen einschicken könnt.

Rolling Line ist eine Modellbahn-Sandbox

In den beiden Tutorials bekommt ihr die jeweils nächsten Schritte natürlich vorgekaut. Sobald ihr damit fertig seid, könnt und sollt ihr tun und lassen, was euch Spaß macht. Vorgegebene Aufgaben gibt es keine. Wenn man so will, ist Rolling Line mehr Modellbahn-Sandbox als klassisches Spiel.

VR Cover
Rolling Line Loks
Einfach eine Lok aus dem Fundus greifen und auf die Schienen setzen!

Ehrlicherweise versprüht Rolling Line einen Hauch von „Early Access“-Charme, auch wenn das Game diesen Status offiziell nicht trägt. Uns ist im Test der ein oder andere Bug untergekommen. Eine Dampflok zum Beispiel, die konsequent und selbständig die Richtung ändert. Oder ein Steuerungs-Bug, durch den sich aufgehobene Objekte nicht drehen lassen. Generell ist die Steuerung gewöhnungsbedürftig, funktioniert aber immer besser, je mehr man sich an ihre Eigenheiten gewöhnt. Nachdem der Entwickler angibt, mit dem Spiel große Pläne zu haben und „noch viele Monate weiter entwickeln“ möchte, darf man davon ausgehen, dass die diversen Problemchen noch gefixt werden.

Gut wäre auch, wenn sich der Fuhrpark noch vergrößert. Von Haus aus sind vier verschiedene Lokomotiv-Modelle an Bord (zwei davon in mehreren Lackierungs-Varianten). Hardcore-Modellbahnfans, die Hauptzielgruppe dieses Spiels, wünschen sich da sicher mehr. Aber wir wollen mal nicht unfair sein. Für den Preis von knapp 14 Euro ist die Grundausstattung bei Rolling Line schon sehr ordentlich.

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Überblick der Rezensionen
Das Fazit
Nach 16 Jahren E-MEDIA bloggt Manfred Huber jetzt über die Technik-Themen, die ihm am meisten Spaß machen – und das ist momentan alles rund um Virtual Reality.
modellbahn-in-vr-rolling-line-im-testRolling Line ist eine Modellbahn-Sandbox für Modellbahnfans, die ihre Traumanlage virtuell bauen und hautnah erleben wollen. Zwar lässt sich das Game auch am Monitor spielen, seine wahre Faszination versprüht es aber erst in VR. Dann aber umso mehr. Der reguläre Preis von knapp 14 Euro erscheint uns fair, wobei auch der günstige Preis den Entwickler nicht davon entbindet, den ein oder anderen Bug noch zu fixen. Mit ein wenig mehr Polish wäre die Wertung auch einen Tick besser ausgefallen. Wir gehen bei unserer Wertung übrigens davon aus, dass ihr mit der Thematik etwas anfangen könnt. Wer seine Erfüllung nicht im Basteln von Modellbauanlagen findet, sondern ein „echtes“ Spiel mit Levels und Highscores erwartet, zieht dreieinhalb Sterne ab ;-)