Ein amoklaufenden Roboter-CEO hat alle menschlichen Mitarbeiter wegrationalisiert. Stoppt den Typen! Willkommen bei Budget Cuts 2: Mission Insolvency, einem VR-Action-Adventure für Rift, Vive und HTC Index, das an einen enorm erfolgreichen Vorgänger anschließt. Wir haben die Rift-Fassung im Test.

Wenn ihr lang genug in VR dabei seid, kennt ihr Budget Cuts wahrscheinlich. In den frühen Tagen von Consumer-VR hat sich das Game mit viel Humor und einer innovativen Steuerung einen Namen gemacht. Jetzt ist die Fortsetzung da.

Menschen? Ein zu hoher Kostenfaktor!

Eines vorweg: Ihr müsst den Vorgänger nicht gespielt haben, um mit Teil zwei Spaß zu haben. Hilfreich wäre das maximal im Bezug auf das Story-Verständnis. Budget Cuts 2 hält sich erst gar nicht mit irgendwelchen erklärenden Vorspännen auf, sondern stößt euch gleich direkt hinein in die Action. Ihr bekommt aber recht schnell mit, worum es geht: Ein amoklaufender Roboter-CEO hat alle menschlichen Mitarbeiter in seiner Firma wegrationalisiert und ihr seid offenbar der letzte verbliebene menschliche Mitarbeiter, der ihn noch stoppen kann…

Und so beginnt euer Abenteuer an Bord eines automatisierten Zuges auf dem Weg in die Firmenzentrale. Während ihr euch von Waggon zu Waggon vorarbeitet, verinnerlicht ihr erst mal die Steuerung. Allen voran die Fortbewegung via Teleporter-Pistole.

Nehmt euch vor den Wach-Robotern in Acht!

Budget Cuts 2 setzt auf Stealth-Action

Mit besagter Teleporter-Pistole verschießt ihr einen kleinen blauen Ball und überall, wo er landet, könnt ihr euch hinteleportieren. An Wänden oder Oberflächen, die nicht für Teleportation vorgesehen sind, springt der Ball ab. Das heißt: Ihr könnt euch zwar nicht durch Wände teleportieren, aber durchaus an Stellen, zu denen ihr keine direkte Sichtverbindung habt, indem ihr den Ball an anderer Stelle abprallen lässt.

Habt ihr den Ball verschossen, gibt es vor dem eigentlichen Teleportationsvorgang noch einen netten Twist: Ihr könnt euch am vorgesehenen Ziel umschauen, ob die Luft rein ist. Seht ihr dort einen Wachroboter, überlegt euch besser eine andere Stelle. Oder wartet, bis er umdreht und seinen Patrouillengang fortsetzt. Wer in Budget Cuts 2 mit wehenden Fahnen auf die Gegner zustürmt, ist instant „wegrationalisiert“. Die Wachroboter ziehen und schießen verdammt schnell und es herrscht das Prinzip Instant Kill.

Vor dem eigentlichen Teleportations-Vorgang, könnt ihr euch am Ziel umschauen

Gegner ausschalten, Wege suchen, Rätsel lösen

Ihr müsst also möglichst versteckt bleiben und eure Gegner hinterrücks ausschalten. Dazu könnt ihr entweder Messer werfen, oder ihr verwendet den in Teil zwei neu hinzugekommenen Bogen, der tödliche Pfeile bzw. jeden anderen spitzen Gegenstand verschießt. Weil im Spiel aber chronischer Munitionsmangel herrscht, werdet ihr gelegentlich doch auf Wurfgeschosse zurückgreifen müssen. Notfalls tun es auch Tassen oder Aschenbecher, die den Gegner allerdings nur kurzfristig betäuben.

VR Cover

Neben dem Ausschalten von Gegnern ist in Budget Cuts 2 das Finden des richtigen Wegs ein wesentliches Spielelement. Nicht selten steckt ihr vermeintlich in einer Sackgasse, aus der sich bei näherem Hinsehen dann doch Auswege auftun. Sei es durch Luken in der Zwischendecke oder einen Balkon am Nebengebäude. Und dann gilt es natürlich Key-Cards zu finden oder Codes für Zahlenschlösser.

Ist Teleportation 2020 noch zeitgemäß?

Durch den neu dazugekommenen Bogen spielt sich Budget Cuts 2 einen Tick actionlastiger, aber im Kern bleibt es ein Stealth Game mit Rätseln. Hört sich an wie die Weiterentwicklung eines drei Jahre alten Erfolgsrezepts? Ja, und genau das ist kurioserweise ein Problem.

Denn die Teleportationssteuerung, so innovativ sie vor drei Jahren war, wirkt 2020 wie aus der Zeit gefallen. Heute setzt ziemlich jeder Titel auf direkte Steuerung. Das Fehlen einer solchen fühlt sich instant „falsch“ an. Aufgrund des entsprechenden Feedbacks hat der Entwickler direkte Steuerung übrigens nachgeliefert. Ihr könnt sie als „Mutator“ aktivieren, müsst dann aber damit leben, dass die Achievements abgeschaltet sind. Und ganz ehrlich? Ich würde fast raten, davon Abstand zu nehmen.

Der Bogen verschießt Pfeile – und allerhand andere spitze Gegenstände

Die Steuerung ist gewöhnungsbedürftig, aber funktioniert

Die Teleportations-Steuerung ist für VR-Gamer anno 2020 sicher gewöhnungsbedürftig, aber hat man sich damit angefreundet, funktioniert sie gut. Das Ding ist: Das komplette Game ist auf Teleportieren ausgelegt. So erreicht ihr Stellen, die ihr im Laufen nicht erreicht. Ihr könnt und sollt durch die Vorschaufunktion vorab auskundschaften, ob um die Ecke ein Gegner lauert. Teleportation ist der Kern des Gameplays. Da wirkt eine nachträglich aufgesetzte direkte Steuerung – naja, wie nachträglich aufgesetzt.

Das größere Issue geht mit der optionalen direkten Steuerung sowieso nicht weg: Budget Cuts 2 ist actionlastiger geworden, das Item-Handling gibt das aber nicht wirklich her. Steht ihr unvorbereitet vor einem Gegner, seid ihr tot. Inventory aufrufen, und zwar in derselben Hand, mit der ihr den Bogen haltet, damit ihr den Pfeil mit der anderen Hand greifen und in den Bogen spannen könnt… Das gelingt eigentlich nie schnell genug und kann für den ein oder anderen Frustmoment sorgen. Zumal die automatischen Rücksetzpunkte gelegentlich frustrierend weit auseinanderliegen. Nicht immer, aber manchmal eben schon. Umso stolzer darf man sein, wenn man eine kritische Stelle schlussendlich gemeistert hat.

Oh, und noch etwas zur Steuerung: Budget Cuts 2 muss im Stehen gespielt werden. Sitzend ist nicht vorgesehen und funktioniert spätestens dann nicht, wenn ihr nach dem Teleport in eine Zwischendecke in die Knie gehen müsst, weil ihr sonst mit dem Kopf außerhalb der Spielwelt seid.

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Budget Cuts 2 ist solide Stealth-Action

Noch ein paar Worte zur Technik: Die passt. Die Grafik mit ihrem sypmathischen Comic-Look performt gut. Die Macher demonstrieren viel Liebe zum Detail. Etwa wenn sich ein von euch erledigter Wachroboter noch am Boden windet, während ihm das Öl aus den Leitungen schießt. Und mitunter rappelt der sich sogar wieder auf. Also aufpassen, dass ihr nicht nur eine „Fleischwunde“ verursacht… Für die nötige Portion Humor sorgen die im Gebäude verstreuten Propaganda-Poster, die Texte der Arbeiterdrohnen oder die News-Sendung im TV. Die Präsentation passt also.

Alles in allem ist Budget Cuts 2 solide VR-Stealth-Action für Gamer, die sich hinterrücks anschleichen, Wege suchen und Rätsel lösen wollen und sich auf die Steuerung einlassen können. Wer einen Action-Titel sucht, bei dem es auf schnelle Reaktionen ankommt, ist hier falsch.

Ihr findet Budget Cuts 2: Mission Insolvency auf Steam und im Oculus Store

Überblick der Rezensionen
Das Fazit
Nach 16 Jahren E-MEDIA bloggt Manfred Huber jetzt über die Technik-Themen, die ihm am meisten Spaß machen – und das ist momentan alles rund um Virtual Reality.
budget-cuts-2-im-testBudget Cuts 2: Mission Insolvency und ich sind nicht auf Anhieb Freunde geworden. Direkt nach Asgard’s Wrath, Stormland und so ziemlich jedem anderem VR-Game der letzten Zeit, hat sich Teleportieren einfach falsch angefühlt. Ich habe mich vom Spiel aber eines Besseren belehren lassen. Budget Cuts 2 ist eines dieser Games, auf die man sich einlassen muss. Und wer unbedingt will, kann ja den Modifier für Bewegungssteuerung aktivieren. Unterm Strich ist das Game ein solides VR-Abenteuer mit viel Humor und nicht zu knackigen Rätseln, mit vielen Erfolgserlebnissen und gelegentlichen Frustmomenten. Budget Cuts 2 ist sicher nicht der Must-have-Titel, wie es Teil eins seinerzeit war. Dafür ist die Konkurrenz mittlerweile zu groß. Aber einer der besseren modernen Stealth-Action-Titel ist es allemal.