Am 12. April kommt Labo VR für die Switch! Was kann Nintendos VR-Kit zum Selberbasteln? Bei einem exklusiven Preview-Event in Frankfurt konnten wir Labo VR vorab ausprobieren. Hier sind unsere Eindrücke vom Hands-on.

Manch einer wünscht sich, Nintendo würde mit einem „richtigen“ VR-Headset nach dem Vorbild von PSVR auf den Markt kommen. Daraus wird bekanntlich nichts, zumindest vorläufig nicht. Stattdessen gibt es ab 12. April Labo VR: Eine VR-Brille plus diverse Spaß-Controller aus Karton zum Selberbasteln für die Switch. Was kann Nintendos „Karton-VR“? Davon konnten wir uns bei einem Preview-Event für Presse und Influencer im Nintendo-Office in Frankfurt vorab ein Bild machen.

First things first: Das empfohlene Mindestalter für Labo VR liegt bei sieben Jahren. Jüngere Kinder sollten Labo VR nicht verwenden. Das liegt weniger daran, dass der Content allzu problematisch wäre. Bei jüngeren Kindern ist das 3D-Sehen noch in Entwicklung und der künstliche 3D-Effekt der VR-Brille könnte den Augen schaden.

Von Labo VR wird es im Grunde zwei Sets geben: Das kleine Basis-Paket aus VR-Brille und Gun-Controller und das große Set mit VR-Brille und fünf zusätzlichen Toy-Con-Controllern. Für Käufer des Basis-Pakets hat Nintendo außerdem zwei Erweiterungen mit dem Content des großen Sets im Programm. Preislich soll es keinen Unterschied machen, ob man den Content im Ganzen oder einzeln kauft, verspricht zumindest Nintendo. Bei Amazon könnt ihr das Labo VR Basis-Set um knapp 40 Euro vorbestellen, das komplette Labo VR Set kommt auf knapp 80 Euro (Affiliate-Links).

Gut eine halbe Stunde dauert der Zusammenbau der VR-Brille.

Wir basteln uns eine VR-Brille für die Switch

Egal, für welches Set ihr euch entscheidet: Das Herzstück ist die VR-Brille und das ist auch das Teil, das wir am Preview-Event als erste Amtshandlung selber zusammenbasteln durften. Wer Labo kennt, weiß schon, wie das läuft: Auf der Switch läuft eine interaktive Bauanleitung, bei der ihr vor- und zurückspulen und euch die einzelnen Bauteile aus allen Blickwinkeln anschauen könnt. Ihr trennt die vorgegebenen Elemente aus den Kartonbögen, faltet sie wie angegeben und setzt im Laufe des Bauvorgangs die beiliegenden Linsen ein.

Gut eine halbe Stunde Bastelzeit solltet ihr für die Brille einplanen. Am Ende habt ihr eine VR-Brille, an deren Rückseite die Switch eingeschoben wird. In den seitlichen Einschüben finden die Joy-Cons Platz – je nach Spiel kommen diese eventuell aber auch anderswertig zum Einsatz.

Das Coole an Labo VR sind die Toy-Cons

Jetzt habt ihr also erst mal eine VR-Brille, mit der ihr euch in 360-Grad frei in der VR-Welt umsehen und diverse Minigames meistern könnt. Das erinnert ein wenig an Google Cardboard, mit dem Unterschied, dass auf der Switch durch die Joy-Cons dann doch mehr möglich ist, schließlich könnt ihr mit den Controllern mit der Welt interagieren. Wirklich cool wird Labo VR aber mit den weiteren Toy-Cons!

VR Cover
Ballern in Labo VR mit dem Blaster Toy-Con!

Ausgiebig ausprobieren konnten wir am Event den Blaster, der beiden Sets beiliegt. Wir würden das Ding am ehesten „Karton-Pumpgun“ nennen, auch wenn diese Bezeichnung nicht wirklich kompatibel mit Nintendos familiärer Ausrichtung ist. Der Blaster ist aber nun mal eine, naja, Pumpgun, bei der ihr durch einen Sucher schaut. Eines der mitgelieferten Games ist ein Nintendo-typisch kindgerechter Shooter.

Ballern mit dem VR-Blaster. Nehmt das, Aliens!

Während ihr euch railshootermäßig vorwärts bewegt, ballert ihr mit dem Blaster auf die überall auftauchenden bunten Aliens. Links! Rechts! Raufschauen nicht vergessen! Eine Hand habt ihr hinten am Griff mit dem Finger am Abzug, mit der zweiten Hand betätigt ihr den Repetierhebel vorne am Lauf. Schießen, nachladen, schießen – das kann was. Es gibt mehrere Level und Bossgegner – für ein „Minigame“ ist der Shooter ganz schön aufwendig gemacht.

Bunte Aliens als Kanonenfutter

Es muss aber gar nicht mal martialisch zugehen. In einem weiteren Minigame findet der Blaster eine völlig friedliche Anwendung. Da geht es nämlich darum, süße Flusspferde zu füttern. Dieses Minigame könnt ihr sogar zu zweit (abwechselnd) spielen. Erst saugt ihr eine Frucht ein, dann schießt ihr sie einem Hippo ins Maul, das daraufhin zu euch schwimmt. Wer am Ende die meisten Hippos angelockt hat, gewinnt.

Noch mehr Spaß mit noch mehr Toy-Cons

Im großen Set sind noch weitere Toy-Cons enthalten. Mit ihnen beweist Nintendo einmal mehr, dass die Japaner immer wieder für originelle Ideen gut sind. Der Vogel-Controller zum Beispiel hat Flügel, die sich auf und ab bewegen. Das ist gar nicht mal primär ein optischer Gag – wenn ihr in die VR-Brille guckt, seht ihr den Controller ja nicht. Der Clou ist, dass der Flügelschlag Wind produziert, den ihr beim Spielen als „Fahrtwind“ im Gesicht spürt.

Dasselbe Prinzip verfolgt das Fußpedal, mit dem ihr einen großen Fächer bedient. Durch ihn spürt ihr beim Auf- und abspringen im dazugehörigen Minigame den Wind im Gesicht. Mit der Kamera könnt ihr auf Fotosafari gehen (und zum Zoomen vorne am Objektiv drehen, wie es sich bei einer Fotokamera gehört). Und last not least gibt es noch einen Controller, den Nintendo den „Elefanten“ nennt. Das ist im Grunde ein Greifarm, der in Minispielen zum Beispiel als Kran zum Einsatz kommt.

Sie schlägt sich Labo VR im Vergleich?

Wir konnten beim Event nicht alle Toy-Cons und Minispiele ausprobieren, aber für ein vorsichtiges erstes Fazit sind unsere Hands-on-Erfahrungen allemal gut. Vielleicht erst mal ein paar Worte zur Technik: Das Switch-Display löst bekanntlich mit 1280 x 720 Pixeln auf. Für VR darf man diesen Wert durch zwei dividieren, um die Auflösung pro Auge zu erhalten. Auf dem Papier beeindrucken diese Specs nicht. In der Praxis war das Bild zwar einen Tick unscharf und ja, man sieht einzelne Pixel, aber das fällt alles eigentlich nur auf, wenn man aktiv drauf achtet. Für das, was Labo VR sein will, geht die Bildqualität voll in Ordnung: Kein Ersatz für ein vollwertiges VR-Headset wie für PC oder PS4, sondern eine solide erste VR-Experience für Familien mit Kids.

Dass Rift, Vive & PSVR das bessere Bild liefern, sollte niemanden überraschen. Zudem beherrschen die genannten Headsets Positional Tracking, das heißt, sie können Veränderungen der Spielerposition im Raum tracken. Labo VR erfasst nur Kopfdrehungen, so wie Gear VR, Google Cardboard oder Oculus Go.

Womit Labo VR dafür voll punktet, sind Nintendo-typisch die originellen Minispiele in Verbindung mit den Toy-Cons. Ihr habt Blaster-Controller, Fotoapparat & Co. in der Hand – und haltet euch nicht einfach ein Display vors Gesicht. Dass es keine Befestigung am Kopf gibt und Brille/Toy-Cons immer gehalten werden müssen, stört nicht weiter. Im Gegenteil, das fühlt sich ganz natürlich an. Einen Fotoapparat oder ein Gewehr-Visier hält man eben in Händen. Plus: Der Wechsel zwischen verschiedenen Spielern, etwa beim Hippo-Füttern, funktioniert so ganz schnell und unkompliziert.

Was Labo VR übrigens ebenfalls an Bord hat, ist ein Kreativ-Modus, mit dem ihr nach dem Prinzip „if … then“ eigene kleine Games stricken könnt. 64 solcher vorgefertigten Baukastengames sind schon an Bord, weitere 64 Slots sind für eigene Kreationen reserviert.

https://www.youtube.com/watch?v=2HPGfoQWsic

Labo VR Hands-on: das persönliche Fazit

Eines ist klar: Langjährige VR-Gamer wird Labo VR zumindest von der Technik her nicht von den Socken hauen. Wer ein PC-Headset oder PSVR daheim hat, ist aber auch gar nicht die Zielgruppe. Außer, ihr habt Kinder, dann seid ihr wahrscheinlich genau die Zielgruppe! Meine beiden Kids fragen immer wieder, ob sie nicht auch mit Papas Brille spielen dürfen. Und auch wenn ich sie punktuell Rift und PSVR ausprobieren lasse – eigentlich sind die zwei für die meisten Games einfach zu jung. Labo VR wiederum ist voll auf Kids ausgelegt. Einfache Spiele in Verbindung mit dazu passenden Controllern – so wird VR kindertauglich.

Wie schon bei den früheren Labo-Minigames sehe ich auch hier ein wenig die Gefahr, dass die Toy-Cons nach der anfänglichen Euphorie irgendwann in einer Ecke verstauben. Vielleicht hält der Bonusfaktor „VR“ die Faszination diesmal ja länger am Köcheln. Die Erfahrung wird es zeigen. Wer nicht gleich „all in“ gehen möchte, hat mit dem Basis-Set jedenfalls die Möglichkeit, erst mal in Labo VR reinzuschnuppern, bevor er sich die restlichen Toy-Cons über die beiden Erweiterungs-Sets holt.

Ich persönlich freue mich schon aufs gemeinsame Basteln der Toy-Cons und darauf, meine Faszination für Virtual Reality mit meinen Kids teilen zu können.

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Nach 16 Jahren E-MEDIA bloggt Manfred Huber jetzt über die Technik-Themen, die ihm am meisten Spaß machen – und das ist momentan alles rund um Virtual Reality.